Online-Quellen sammeln, selektieren und sichten

So bekommen Sie Ihren Sammlerinstinkt in den Griff 

Bildnachweis: anya1- on pixabay

Der "Startschuss Ihres Betreuers hallt noch in Ihrem Kopf nach. "Viel Erfolg für Ihre Bachelorarbeit!".  
Das Thema Ihrer Abschlussarbeit ist gewählt, Sie haben sie offiziell angemeldet, und nun geht es los! Ein flaues Gefühl macht sich in Ihrem Magen breit. Wo fange ich jetzt nur an? 

Zuhause angekommen setzen Sie sich vor Ihren Laptop und starten Ihre Online-Recherche, um sich in Ihrem Themengebiet zu orientieren und Ihr Hintergrundwissen zu vertiefen. Sie lesen hier eine Reportage, dort eine Reihe von Kommentaren zu einem Blogbeitrag und stolpern über interessante Veröffentlichungen von Forschungseinrichtungen. Ihr Sammlerinstinkt ist geweckt: Sie möchten mehr und mehr finden und Neues erfahren. Sie legen sich regelrecht einen Vorrat von Online-Quellen an. 
 
Wie im Flug vergeht der erste Arbeitstag der Bearbeitungszeit Ihrer Abschlussarbeit. Eigentlich ganz entspannt.  

 

Quellen sammeln, selektieren und effizient sichten 

Am nächsten Morgen möchten Sie Ihre Recherche vertiefen und anstelle von Suchmaschinen in Datenbanken recherchieren.

Ihnen wird jedoch klar, dass noch viele andere Aufgaben auf Sie warten. Die Gefahr besteht ansonsten darin, dass Ihre Sammlung durch weitere Recherchezyklen immer größer wird, und Sie den Überblick verlieren.

So meistern Sie Ihre Sammlung:  
Finden Sie einen Workflow, um effizient mit Ihrem bisher gefundenen Quellenmaterial umzugehen, bevor Sie die nächste Recherche starten.


Dürfen wir Ihnen unsere drei "S" vorstellen? 

  1. Sammeln 
  2. Selektieren 
  3. Sichten 

 

Schritt I: Sammeln  

Finden Sie einen Ort, an dem Sie alle interessanten Quellen sammeln, die Sie online gefunden haben. Behalten Sie Ihr System bei, um gleich zu Beginn Struktur in Ihre Sammlung zu bekommen. 

  1. Direkt im Browser 
     
    Eine der einfachsten Methoden zum Sammeln spannender Websites sind Browser Bookmarks. Per drag and drop landen interessante Links in der Symbolleiste Ihres Browsers. Benennen Sie diese Bookmarks gleich um oder organisieren Sie thematisch zusammengehörige Bookmarks in Ordnern. 
     
    In Browsern gibt es die Einstellung, dass alle offenen Tabs bei der nächsten Sitzung wieder geöffnet werden. Diese offenen Tabs sind eine Art To-Do-Liste: das sind Ihre gefundenen Webseiten, über deren Schicksal Sie noch entscheiden müssen. Lassen Sie diese Sammlung aber niemals breiter werden als Ihren Bildschirm. 
     
  2. Mit Hilfe von Software-Tools 
     
    Mit der Browser-Erweiterung Pocket speichern Sie lesenswerte Inhalte, auf die Sie später von verschiedenen Geräten zugreifen können.  
     
    Der Citavi Picker "pickt” für Sie Webseiten und überträgt sie in Ihre Quellensammlung. Machen Sie einfach einen Rechtsklick auf die Webseite und wählen Sie, dass Sie die Webseite als Titel aufnehmen möchten. So sind Ihre Online-Quellen mit Ihren weiteren Quellen vereint.
    Auch der Zotero Connector bietet direkt neben der Browser-URL-Zeile ein Import-Icon in die eigene Datenbank.
     
  3. Klassisch in Ordnern 
     
    Webseiten und Online-Artikel lassen sich einfach auf dem Computer speichern oder ausdrucken. Bei beiden Methoden helfen Ihnen Ordner, eine Struktur herzustellen. 

 

Schritt II: Selektieren 
 
Selektieren Sie Ihre Quellen regelmäßig, dass Ihre Sammlung nicht unaufhaltsam wächst. 

Wie erkennen Sie am besten, ob ein Inhalt wirklich wichtig für Ihre Arbeit ist? 
Bei Artikeln hilft Ihnen das Abstract dabei, einen schnellen Überblick über die Thesen, Methoden und Ergebnisse des Papers zu bekommen.  

Ist dieses nicht relevant für Ihre Arbeit, trennen Sie sich von der Quelle. 

In Zeiten von Fake News ist es wichtig herauszufinden, wer der Autor einer Arbeit ist. Handelt es sich um eine Firma, sollten Sie besonders kritisch sein. Sind die Informationen und Ergebnisse objektiv oder eher zu Gunsten einer Werbebotschaft verzerrt? Mit Fake News sollten Sie keine Zeit bei Ihrer Abschlussarbeit verschwenden. Diese Infografik der IFLA kann Ihnen dabei eine zusätzliche Hilfe sein. 

Ist der Inhalt bedeutsam für Ihre Arbeit und Sie möchten ihn detailliert auswerten, halten Sie Ihre Einschätzung sofort fest. Software-Tools bieten häufig die Möglichkeit einer Kennzeichnung oder Bewertung, z.B. mit Tags oder Sternen. 

 

Schritt III: Sichten 

Nun beginnt der schöne Teil der Arbeit: die eigene Sammlung darf in Ruhe und im Detail bestaunt und durchforstet werden. Aber: Setzen Sie sich ein Zeitlimit für jede Quelle.  

Gehen Sie dabei systematisch vor, indem Sie Ihre ausgewählten Texte nicht von Anfang bis zum Ende, sondern gezielt lesen. Bei Zeitschriftenartikeln gibt es häufig eine vorgegebene Gliederung. Der Abschnitt "Conclusions" bzw. auf Deutsch "Schlussfolgerung" fasst die Ergebnisse des Papers in wenigen Sätzen zusammen. Ist das Ergebnis interessant, überfliegen Sie mit Ihrem Blick die weiteren Überschriften und lesen Sie mit einem bestimmten Fokus, z.B. mit der Frage nach der verwendeten Methodik.

Haben Sie ein E-Book mit Aufsätzen verschiedener Autoren gefunden, wählen Sie diejenigen Aufsätze aus, die Sie wirklich verwerten können. Es mag verlockend sein, auch andere Aspekte Ihres Themas oder angrenzende Themenbereiche anzuschauen. Notieren Sie sich diese Idee. Kommen Sie am Ende der Arbeit darauf zurück, wenn Sie noch genügend Zeit übrig haben. Dann ist es wie eine Belohnung, diesen spannenden Text auch mal vom Anfang bis zum Ende durchzulesen. 

 

Jetzt haben Sie wieder den Überblick über Ihre Sammlung und wissen genau, in welche Richtung Sie Ihren Sammlerinstinkt bei Ihrer nächsten Recherche lenken müssen.

 

Welche Tools oder Methoden verwenden Sie, um interessante Inhalte zu sammeln? 

Wie setzen Sie Ihrem Sammlerinstinkt ein Limit? 

Wir freuen uns über Ihre Erfahrungen auf Facebook

 

Erstellt von: Jana Behrendt – Veröffentlicht am: 25.09.2018
Tags: Erste Seminararbeit Recherche


Über Jana Behrendt

Jana Behrendt interessiert sich für alles rund um die persönliche Wissensorganisation – wie man es von einer studierten Bibliothekarin erwarten würde. Dafür liest sie in Ihrer Freizeit ziemlich wenig. Sie liebt es aber, in den Schweizer Bergen zu wandern – solange sie nicht nach unten schauen muss.

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